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Die Kelten im Siegerland


 

Die keltische Kultur ist im Siegerland ab etwa 800 v. Chr. in Form von Gräbern der Hunsrück-Eifel-Kultur (HEK) nachweisbar. Diese entwickelte sich aus der proto-keltischen „Laufelder Kultur" aus dem Rheinland. Bestattungsform, Schmuckgegenstände und Keramik weisen Ähnlichkeiten mit der frühen „Hallstatt-Kultur" des keltischen Kernlands auf.

Die Menschen wurden nicht als Körperbestattung beerdigt, sondern verbrannt und ihre Asche in Urnen, zusammen mit weiteren Grabbeigaben, wie z.B. Schüsseln aus Ton/Keramik, welche mit Speisen gefüllt waren, beigesetzt.

Um 800 v. Chr. ist auch der erste Eisenabbau nachweisbar, welcher u. a. in Siegen-Eisern am Pfannenberg im Tagebau betrieben wurde. Wie ergiebig diese Eisenvorkommen waren zeigt die Tatsache, dass die letzte Grube im Siegerland erst 1965 geschlossen wurde. Das entspricht einem, wenn auch nicht kontinuierlichen, Abbau des Erzes von fast 2800 Jahren. Das ist einmalig in Europa.

Das Siegerländer Eisen war sprichwörtlich legendär, so soll der Schmied Wieland aus der Nibelungensaga der Ortschaft Wilnsdorf (Wielands Dorf) seinen Namen gegeben haben.

Bild unten: Div. Eisenerze aus dem Siegerland, darunter das gut verhüttbare Siderit

Um 500 v. Chr. fand in Bayern, Österreich und der Schweiz allmählich ein kultureller Umbruch statt. Die „La Tène-Zeit" hatte begonnen, welche sich in neuen Bestattungsformen und damit einhergehenden neuen Grabbeigaben zeigte. Ein markanter Unterschied war, dass die Menschen nun als Körperbestattung beerdigt wurden. Die Art und die Verzierung der Keramik, sowie die Fibelformen veränderten sich im Vergleich zur „Hallstatt-Zeit".

Es dauerte bis diese Kulturform in den Norden vordrang, so dass sich die HEK in diesem Zeitraum zwar weiterentwickelte, jedoch eher Ähnlichkeiten mit der „Hallstatt-Kultur" aufwies. Das Siegerland hing sozusagen kulturell etwas hinterher, was aber angesichts der Distanz zum Kernland normal war.

Die mittlere „La Tène-Zeit" ist geprägt von großen keltischen Städten, die von Julius Caesar als „Oppida" bezeichnet wurden.

Auch im Siegerland entstanden größere Ansiedlungen, wie etwa die Ringwallanlagen in Bundenbach oder im nahe gelegenen hessischen Rittershausen. Interessant ist, dass Rittershausen anscheinend aufgegeben wurde als die große Ringwallanlage in Netphen-Afholderbach gebaut wurde. Es wird vermutet, dass die Kelten näher zu den lukrativen Eisenabbaustätten kommen wollten.

Befunde zeigen, dass die Verhüttung in nahezu jedem Quellgebiet der vielen kleinen Flüsse und Bäche des Siegerlandes stattfand.

Beispielsweise wurden Befunde eines keltischen Verhüttungs- und Siedlungsplatzes im Quellgebiet des heutigen Geiersgrundbaches nahe Netphen-Hainchen entdeckt. Keltische Flussnamen, wie z.B. Werthe, Dreiphe und Netphe oder die nicht weit entfernte Lahn belegen die keltische Landnahme außerdem. Heutige Ortschaften wie Netphen oder Dreisbach (Dreis-Tiefenbach) erhielten ihre Namen von diesen Flüssen.

Bild unten: Der Rennofen in Offdilln im Betrieb

Anhand der Anzahl der gefundenen Öfen und weiteren Schätzungen, die nötig sind, da viele Befunde durch frühe Bebauung verloren gingen, lässt sich der enorme Abbau rekonstruieren: ca. 300 dieser Öfen sollen einst das Eisenerz in schmiedbares Eisen verhüttet haben. Das Siegerland kann somit als das „Ruhrgebiet der Antike" betrachtet werden.

Auffällig bleibt aber, dass die Siegerländer Kelten dabei jedoch nicht zu großem Wohlstand gekommen waren, wie man anhand der Grabbeigaben erkennen kann. Vielmehr scheint es so als wäre das Eisen von den Verhüttungsplätzen und Ringwallsiedlungen zu den großen Oppida wie z.B. dem Dünsberg in Hessen, gebracht und dort weiterverarbeitet worden.

Der „kleine Mann" baute das Eisen ab und verdiente nicht viel daran. Ein „Eisenfürst" jedoch, der den Abbau und Handel des Erzes kontrollierte, ähnlich einem „Salzherren" von Hallstatt, konnte bis dato nicht nachgewiesen werden.

Einzig das Gräberfeld „Kalteiche" (um 500 v. Chr.), zwischen Wilnsdorf und Dillenburg gelegen, und die einzige Körperbestattung im Gräberfeld Deuz (um 400 v. Chr.) weisen auf Personen zumindest gehobenen Standes hin. Mit der Pracht eines Fürstensitzes, wie in Glauburg oder Hochdorf (Hessen/Baden-Württemberg), sind diese Funde jedoch in keiner Weise vergleichbar.

In der „Spät-La-Tène-Zeit" werden die Befunde spärlicher. Germanische Stämme drängten von Norden und Osten in den Süden. Die Römer drangen von Süden her immer weiter nach Norden vor. Das Siegerland lag dadurch im übertragenen Sinn zwischen Hammer und Amboss. Schlachten oder Kämpfe sind zwar nicht nachweisbar, doch wurden die Kelten hier isoliert, da der Dünsberg von den Römern erobert wurde und der Norden bereits germanisiert war. Die Öfen erloschen.

Bild unten von Google Earth:
Rot: Möglicher Weg vom Ringwall Netphen zum Oppida Dünsberg.
Blau: Der wahrscheinliche Einflussbereich Roms

Das lag aber nicht nur am Vordringen von Germanen und Römern, sondern auch an dem Raubbau an der Natur, den die Kelten zu spüren bekamen: Um Eisenerz zu verhütten benötigte man Holzkohle, wobei man aus drei Teilen Holz nur einen Teil Holzkohle im Kohlenmeiler gewinnen konnte. Dieser enorme Holzbedarf führte zu regelrechten Kahlschlägen. Eine nachhaltige Forstwirtschaft, wie z.B. im Hauberg, gab es damals noch nicht. Ein „moderner" Kohlenmeiler, der heute noch Holzkohle produziert, steht in Netphen-Walpersdorf und kann dort besichtigt werden.

Bild unten: Kohlenmeiler (C) by Eberhard Holin

 

War im Siegerland um 800 v. Chr. buchstäblich noch ein dichter Urwald vorzufinden, wurde das Landschaftsbild um 100 v. Chr. von einer Mondlandschaft beherrscht, ähnlich wie nach dem Sturm Kyrill in der gesamten Region.

Eisen war zwar noch genug da, aber der Wald und somit der Rohstoff Holz fehlten, so dass die hiesigen Kelten zum Teil mit anderen Stämmen in Richtung Rheinland abwanderten und die verbliebenen Bewohner germanisiert wurden.

Die festlandkeltische Kultur ist durch die Germanenstürme und die Romanisierung langsam nahezu verschwunden, einzig auf den britischen Inseln und in Irland konnten die Kelten ihre Kultur noch bis ins Mittelalter erhalten, ehe sie christianisiert wurden.


Diese Seite beschäftigt sich mit dem Siegerland der Antike von 800 bis 100 v.Chr., der Eisenzeit.
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