Keltische Feiertage
Über die keltischen Feiertage wird im "Book of Kells" berichtet, das vermutlich aus Irland stammt und auf 500 n. Chr. datiert wird.
Es stammt demnach aus einer Zeit, in der es im Kernland der Kelten (Österreich, Schweiz und Süddeutschland) bereits nicht mal mehr die gallo-römische Mischkultur gab, sondern bereits germanische Stämme das Land bewohnten. Insofern ist es fraglich ob die Festlandkelten zu Ihrer Zeit jene Feste ähnlich gefeiert/gekannt haben.
Der folgende Text stellt eine mögliche Interpretation der Festtage dar, keineswegs die "einzige universelle", da spirituelle Feiern für jeden unter einem anderen Aspekt standen.
Samhain (Nacht zum 1. November)
Das Samhainfest ist zusammen mit Beltane (6 Monate später) das wichtigste keltische Fest. Es markiert das Ende des Sommers und den Beginn des Winters, sowie das keltische Neujahrsfest.
Die Tore zur keltischen Anderswelt (Anwyn) stehen besonders weit offen, wie zu Beltane. Im Gegensatz zu diesem, wo die guten Geister ins Diesseits kommen, betreten zu Samhain auch die bösen Geister das Hier und Jetzt. Früher glaubte man sich gegen einen Besuch dieser Geister schützen zu können indem man dämonische Gesichter in Früchte schnitze und diese vor sein Haus stellte. Das sollte dem Geist symbolisieren, dass hier schon jemand war.
Der Brauch von Halloween mit seinen gehöhlten Kürbissen stammt anscheinend aus der keltischen Zeit und wurde von irischen Auswanderern nach Amerika mitgebracht, wo dieser Feiertag einen regelrechten Boom erfuhr und der nun langsam wieder den Weg zurück nach Europa findet.
Zu Samhain kehren außerdem die Ahnen zu ihren Familien zurück, um nach dem Rechten zu sehen.
Der christliche Feiertag „Allerheiligen" führt die keltische Tradition fort, der Ahnen zu gedenken und sie zu achten.
Alban Arthuan oder Wintersonnenwende (21. Dezember)
Die Wintersonnenwende ist der dunkelste Tag im Jahr. Er markiert den Wendepunkt des Sonnenzyklus, da ab dieser Nacht die Tage wieder länger werden. Der Winter hat seinen Höhepunkt erreicht und wird ab dieser Nacht mit jedem weiteren Tag schwächer.
Fast jede Kultur feiert dieses Ereignis auf ihre Weise. Sowohl die frühen Naturvölker wie Kelten und Germanen (Yulfest), als auch die Christen, die die Geburt Christi bewusst nahe zu diesem Datum gelegt haben.
Wahrscheinlich ist dieses Fest eines der ältesten der gesamten Menschheit.
Kultische Anlagen, die dieses Datum besonders hervorheben, sind z.B. Newgrange in England, die nach vorsichtigen Schätzungen auf ca. 5200 v. Chr. datiert wird. Sie ist damit älter als die Pyramiden oder Stonehenge, wo besonders die Sommersonnenwende betont wurde.
Auch der Weihnachtsbaum ist ein Überbleibsel aus frühen heidnischen Tagen. Der immergrüne Baum symbolisiert das Leben und das Versprechen, dass nach dem dunklen Winter das Leben und das Frühjahr wieder kommen.Imbolc (Nacht zum 1. Februar)
Imbolc stellte die Mitte der ersten keltischen Jahreshälfte zwischen Samhain und Beltane dar. Das Fest markierte das Ende des Winters, denn die Tage sind merklich länger geworden und es wird spürbar wärmer. Der Winter hat bereits einen Großteil seiner Macht eingebüßt.
Zu dieser Zeit neigten sich die Vorräte dem Ende zu. Es musste vielleicht sogar rationiert werden. Das Schaf war das erste der Nutztiere, das um diesen Zeitraum herum Junge bekam. Folglich war die Schafsmilch für viele der Lebensretter, weshalb man vermuten kann das „Imbolc" auf altirisch soviel wie "Milch des Mutterschafes" bedeutet.
Die Menschen trafen die ersten Vorbereitungen zur bevorstehenden Feldarbeit, das Haus wurde gereinigt (Frühjahrsputz) und man gedachte mit vielen Kerzen der Rückkehr des Lichts, ähnlich wie es das christliche Fest „Maria Lichtmeß" macht.
Alban Eiler oder Frühjahrs-Tagundnachtgleiche (ca. 21. März)
An diesem Tag halten sich Licht und Dunkel die Waage, es herrscht ein Gleichgewicht, eine Ausgeglichenheit, die sonst nur noch 6 Monate später zu „Alban Elued", der Herbst-Tagundnachtgleiche, zu finden ist.
Die Natur erwachte endgültig, die Vögel begannen zu nisten.
Das Ei ist seit jeher ein Symbol der Fruchtbarkeit und der Wiedergeburt. Ebenso der Hase, der wegen seiner sprichwörtlichen Vermehrungslust (Karnickel), ein Fruchtbarkeitssymbol sowohl bei Germanen als auch bei den Kelten war. Das germanische „Ostara" dient dem christlichen Ostern hier als Vorbild.
Im landwirtschaftlichen Kalender war nun der Zeitpunkt der Aussaat gekommen, der Winter war vergangen, das neue Leben begann zu keimen.
Beltane (Nacht zum 1. Mai)
Beltane ist das letzte der drei Frühlingsfeste und markiert gleichzeitig den Beginn des Sommers.
Samhain, sechs Monate zuvor, ehrte den Tod und das Vergangene. Beltane entspricht dem Gegenteil: Es wurde das Leben in all seiner Pracht geehrt.
Noch heute ist das Aufstellen eines Maibaums fester Bestandteil des ländlichen Brauchtums. Was nur wenige wissen, der Maibaum ist ein Phallussymbol aus heidnischen Tagen und symbolisiert das Leben und die Fruchtbarkeit des Frühlings.
Ein wichtiger Punkt des Beltanefestes sind seine zwei (!) Feuer, die magische Eigenschaften besessen haben sollen. Trieb man z.B. das Vieh zwischen ihnen hindurch, wurde Krankheiten vorgebeugt. Männer und Frauen sprangen hinüber um einen Ehepartner zu finden. In der Nacht legten sich dann junge Paare im Umkreis des Feuers nieder.
Es scheint nicht übertrieben zu sagen, dass das Beltanefest das blühende Leben feierte. Auch oder vielleicht sogar gerade unter dem Aspekt der Sexualität. Es war das große Fest des Lebens.
Alban Heruin oder Sommersonnenwende (21. Juni)
Der längste Tag des Jahres ist angebrochen. Nun drehte sich alles um Kraft, Fülle und den Reichtum in der Natur. Es war ein Fest zum Dank für den Überfluss der nun herrschte.
Es ist DER Tag zum Kräuter sammeln und in diversen Kulturen stark mit Kräutern verbunden. Die Sonnenverehrung ist auch aus vielen anderen frühen Kulturen überliefert, so u.a. bei:
Ägyptern
nordamerikanischen Ureinwohnern
Majas
Azteken
Inkas
Chinesen
sämtlichen frühen Kulturen Europas
Stonehenge ist Europas bekanntestes Bauwerk zum Sonnenkult und ist weit älter als die keltische Kultur. Es wird auf ca. 3.000 v. Chr. datiert, also lange vor den Kelten. Das einzige bekannte Bauwerk der Kelten das mit der Sonnenwende in Verbindung gebracht wird, steht in Glauburg, Hessen. Hier Bilder der Einweihungsfeier siegeniaceltica.de.tl/Bilder/pic-127.htm
Das Leben war nun unbeschwert. Pflanzen und Tiere stehen im vollen Saft, es herrschte ein Überfluss an Nahrung.
Zur Sonnenwende gehörte ein Feuer, dass ähnlich wie das Feuer zum Beltanefest, eine reinigende und segnende Wirkung haben sollte. Allgemein hatte dieser Festtag jedoch weniger Bedeutung gehabt als sein Gegenstück zur Wintersonnenwende.
Lughnasad (1. August)
Lughnasad markierte den Anfang des Herbstes. Das Licht hat bereits etwas an Kraft verloren und die Tage werden wieder kürzer.
Es war die Zeit der anbrechenden Ernte, die Früchte der Felder wurden eingeholt. Man dankte der Erde für ihre Gaben.
Generell ist dieses Fest ein Fest der Lebensfreude, geprägt davon, dass laue Sommernächte bald der Vergangenheit angehören werden und der Überfluss des Sommers bald enden wird.
Alban Elued oder Herbst-Tagundnachtgleiche (ca. 21. September)
Im Allgemeinen ähnelt die Bedeutung von „Alban Elued", der von „Alban Eiler" im Frühling:
Die Kräfte von Licht und Dunkelheit halten sich die Waage, es herrscht Ausgeglichenheit, eine Balance.
Der Unterschied ist, dass wir uns jetzt dem Winter nähern und dem Licht für seine Leben spendende Gabe danken. Die Ernte ist komplett eingeholt und alles ist nun bereit für die dunkle Hälfte des Jahres.
Da die mühselige Ernte nun zu Ende ist, feierte man bei der Landbevölkerung Feste und genoss ein letztes Mal den Überfluss des Sommers. Man verabschiedete sich von der Stärke der Sonne, der Hektik der Ernte und hieß die Ruhe des Winters willkommen.